Meine neuen Gedichte




Fallendes Blatt


Ein erstes Blatt, es fällt und fällt -

und mit ihm endet diese Welt.


Die andern werden ihm noch folgen,

in wildem Tanz mit Wind und Wolken,

dann abgestürzt auf nasse Erde,

verwebt ins ewge Stirb-und-Werde.


Ein erstes Blatt, es fällt und fällt

in eine Hand, die alles hält.


30.7.2023






Sommerflüstern


Schon träumt der Sommer erste Träume
von Reife und Vergänglichkeit,
und sanft erschließen neue Räume
Entspannung und Besinnlichkeit.


Ich leg die Beine hoch und döse,
das Leben fordert und strengt an.
Wir glauben manchmal, es sei böse,
doch formt es uns nur dann und wann.


Es kostet Kraft, doch es ist herrlich,
voll Fülle und vergnügtem Sein.
Es lügt nicht, sondern fordert ehrlich
uns ganz mit jeder Faser ein.


Doch irgendwann, da flüstert´s leise:
Nun ruhe aus und schlafe ein.
Erhol dich vor der nächsten Reise.
Ich bin der Frieden, du bist mein.


29.7.2023





Trockenheit


Gewitter hängen in der Luft.
Der Wald steht stumm, kein Vogel ruft.
Zutiefst genervt zerquetsche ich
die Bremse, die mich gerade sticht.

Das alte Grün hat keinen Duft.


Nur Schmetterlinge torkeln stumm
noch suchend im Gestrüpp herum.
Kein Nektar lockt hier. Weit und breit
nur dürres Gras und Trockenheit!
Die Welt und ich sind alt und krumm.


Nun schweift mein Blick zum Himmel hoch.
Dort oben lacht ein blaues Loch.
Doch sicher wird es Regen geben
und dann beginnt erneut das Leben.
Wir halten durch. Wir hoffen noch!


16.7.2023






An meine Schwester


Langsam droht uns unser Ende,
schneller dir und später mir.
Wir hofften so auf eine Wende,
wir waren voller Lebensgier.


Wir ließen uns mit Mut behandeln.
Doch schließlich sahen wir es ein:
Das Schicksal lässt mit sich verhandeln,
doch ist es groß und wir sind klein.


Nun nehmen wir in Trauer Abschied.

Ich wünsche Frieden dir und Trost,
ein Herz, das schon ein Lächeln sieht,
und dass in dir kein Kampf mehr tost.


Ich wünsch dir Licht und Gottvertrauen,
die Ahnung einer bessren Welt,
viel Liebe, um darauf zu bauen,
und Gottes Hand, die deine hält.


11.7.2023





Warmer Wind


Ein warmer Wind liebkost mein Haar
und auch das Laub. Es raschelt leise.
Mein Sommer – einfach wunderbar!
Mir winken Blätter, nicken weise.


Ja, Leben kommt, blüht auf und geht.
Wie traurig scheint mir dieses Los!
Doch Sommerwind, er weht und weht
und flüstert leis: Das täuscht doch bloß!


So wie der Wind ist auch mein Leben.
Es weht und kämpft, flaut ab und schweigt.
Doch wird die Liebe weiter weben,
stets neu – auch wenn ein Tag sich neigt.


10.7.2023





Fernes Grollen


Dumpf und drückend ist der Tag
und Wehmut legt sich übers Land.
Was dieses Grollen bringen mag?
Sturmregen, Hagel? Unbekannt
ist das, was droht. Vielleicht
nichts Schlimmes, sanfter Regen,
Neuanfang?
Mein Mut erreicht
auf wilden Wegen
den sichren Halt am Felsenhang.
Nun schweift mein Blick in weite Ferne.
Am Horizont erzittert Licht.
Geheimnisvolles mag ich gerne,
doch trüb und unklar ist die Sicht.
Wie dumpf und drückend ist der Tag!
Beklommenheit bedeckt das Land.
Ich frage mich, was kommen mag.
Doch das, was kommt, ist unbekannt.


23.6.2023




Waldgnom


Wer flüstert da im Blätterdach?
Wie angewurzelt bleib ich stehen.
Dort am Stamm ist nach und nach
ein kleiner, grauer Kerl zu sehen.


Nun klettert er den Baum entlang
und räkelt sich im Sonnenlicht.
Der Gnom ist klein, doch mir wird bang.
Wie runzlig ist doch sein Gesicht!


Und dieses Bäuchlein, dick und rund
mit all den Falten und den Pocken!
Er hat nicht einen Zahn im Mund!
Und trotzdem will er mich noch locken.


Nun flüstert er, was er gern möchte:
„Der Wald ist toll, doch eins ist schade:
Hier gibt´s die Nüsse und die Früchte.
Ich aber ess gern Schokolade!“


Der kleine Kerl, er sabbert schon.
Verzweifelt fang ich an zu suchen.
Da jauchzt er auf. (Dies ist mein Lohn.)
Ich hab noch Schokoladenkuchen!


Das Kerlchen schmatzt, sein Bäuchlein bebt.
Vor Freude wird das Herz mir warm.


Was hier im Wald so alles lebt,
potthässlich zwar, doch voller Charme!


16.6.2023





Blick zurück


Alte Pfade gehe ich.
Früher war´n sie unbeschwert.
Wir waren glücklich,
wussten´s nicht.
Das Leben hat uns noch gehört.


Jahre sind ins Land gegangen,
auch viel Glück und manches Leid,
wilde Sorgen, stilles Bangen –
mitgefangen, mitgehangen –
Was mir bleibt? Genutzte Zeit.


Alte Pfade gehe ich.
Ich stutze, da, ein alter Freund!
Ein letztes Drücken ist´s für mich,
denn meine Zukunft ändert sich.
Doch alle Tränen sind geweint.


Jahre sind ins Land gezogen,
Tage kommen, sanft und gut.
Im Wind seh ich die Gerste wogen,
darüber einen Regenbogen,
blau, grün und gelb und rot wie Blut.


14.6.2023





Waldzauber


Elfen schaukeln in den Zweigen.
Der Buchfink singt sein Sommerlied.
Ganz heimlich tanzen ihren Reigen
die Zwerge, die sonst niemand sieht.


Da – hör ich nicht ein leises Flüstern?
Wer badet heimlich dort im Teich?
Im Schilf daneben lauert lüstern
Pan mit der Flöte, einfallsreich.


Verwundert zwick ich mir die Wange.
Herrje, was bilde ich mir ein!
Ich staune – schaue endlos lange.
Ist dieser Zauber wirklich Schein?


19.6.2023




Päuschen


Ein Päuschen hier,
ein Päuschen da,
die Krankheit setzt mir ihre Grenzen.
Doch Sonnenflecken leuchten mir.
Ich bin im Wald dem Leben nah.


Gedanken hier,
Gedanken da.
Sie drehen sich in Endlostänzen.
Mein Herz ist immer noch voll Gier
nach dem, was ewig, klar und wahr.


Ein Päuschen hier,
ein Päuschen da.
Ich seh nichts Schlimmes in den Grenzen.
Noch winken alle Wunder mir.
Noch ist ein Hauch von Glück mir nah.


9.6.2023





Ärger


Am liebsten würd ich explodieren
und deutlich klären, welchen Schrott
der andre sagt. Ich denk: Mein Gott,
dass der sich so ne Frechheit wagt!


Jetzt muss ich diese Wand anstieren
und mühsam mich im Griff behalten.
Der Frieden zwingt mich umzuschalten,
bevor mein Herz vor Wut zerspringt.


Willst du nicht Frieden weltweit spüren?
So fange bei dir selber an!
Denn Frieden gilt nicht dann und wann:
Jetzt reagiere freundlich-mild!


7.6.2023




Zauberwort


Glitzerlicht in Buchenkronen,
Wärme, Fülle – Juniglück.
Im Tal, wo Zaubergeister wohnen,
spielt mir der Wald sein Sommerstück.


Vogelsang ist mein Begleiter.
Schatten tanzen hin und her.
Der stille Wald erfüllt mich heiter,
bin wohl ein Blatt im Blättermeer.


Zaubertal, umfängst mich wieder,
lässt mich verschmelzen mit dem Ort.
Ich ahne fernen Duft von Flieder.
„Mein Sommer“ ist das Zauberwort.


1.6.2023





Pfingsten


Pfingsten – sanfter Sommertag,
voll frischem Grün und Vogelsang,
voll lauer Luft und Sommerklang,
ein Tag, der meine Träume mag.


Pfingsten – mir geschenkte Zeit,
erfüllt von heitren Möglichkeiten,
von Berg und Tal und fernen Weiten,
von Wäldern noch im Frühlingskleid.


Pfingsten – andre Wirklichkeit.
Ich liebe alles, selbst die Nöte,
das Glühen letzter Abendröte
und ihr Verlöschen in der Zeit.


29.5.2023





Leben


Das Leben grünt.
Es grünt und rauscht vergnügt im Blätterwald.
Gewinnt - zerrinnt.
Es währt und wächst. Es zielt - uralt
sich wandelnd, stets versöhnt
mit allen Katastrophen.
Es fragt nicht nach.
Es passt sich an. Erregt sind nur wir Doofen.
Wir stehn im Schach.
Wir sind das Ich, um das sich Welten drehen,
die nach und nach
wie Wind im Sternenstaub verwehen.


23.5.2023






Teufelskralle


Der Teufel wetzt im Wald die Krallen.

Er möchte mir zu gern gefallen.

"Gut, kratze mir ganz leicht den Rücken.

Ansonsten lass dich nicht mehr blicken!"


Ich lieb den Maiwald, all dies Gute,

das Lachen einer Kinderschnute.

Auf dass das Leben köstlich sei

und strahlend neu -  ganz wie im Mai!


13.05.2023




 


Erster Huflattich


Es strahlt ein goldnes Licht im Wald.
Es leuchtet hell und lacht mir zu:
Schau, Frühling wird es jetzt nun bald.
Das Leben lacht, so lach auch du!


Schau endlich über das hinaus,
was dich so ängstigt oder quält,
denn alles geht am Schluss gut aus.
Ein jedes Schlimme lehrt und stählt.


Huflattich lacht mich strahlend an:
Ich bin der Abglanz allen Lichts.
In dir ist Freude, nimm sie an.
Seit still und heiter. Fürchte nichts!


17.3.2023





Zum guten Ende


Die Welt, sie dreht sich froh und rund
und schenkt uns Chancen und… und… und…
Doch sie zu greifen, ist nicht leicht,
und unser Ziel wird nicht erreicht.


Dann hadern wir und stöhnen schwer.
Wir wünschen dieses Ziel so sehr!
Doch irgendwann erkennen wir:
Das Schwere ist nun auch mal hier.


Wir lernen, unsern Blick zu steuern
und unsre Sicht stets zu erneuern.
Ja, selbst im Schlimmen sehn wir Gutes
und staunen: Tief in uns, da ruht es,
das Gute und der Lebenssinn!


Doch dies nur, weil ich alt nun bin.
Nach vielen Mühen und auch Pleiten
schweift nun mein Blick in neue Weiten.
Ich hatte alles: Glück und Schmerzen -
und jetzt auch Frieden tief im Herzen.


26.12.2022


Seit meiner Jugend war dieser Spruch von Goethe mein Motto:


Alles geben die Götter, die unendlichen,

ihren Lieblingen ganz,

alle Freuden, die unendlichen,

alle Schmerzen, die unendlichen, ganz.